Newsletter der Israelischen Botschaft in Berlin
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Dienstag, 18. März 2003

(1) RAKETEN AUS GAZA TREFFEN SDEROT; EIN SOLDAT BEI BETHLEHEM GETÖTET; ISRAEL TRIFFT WEITERE SICHERHEITSVORKEHRUNGEN
(2) PURIM IN ISRAEL
(3) HAMBURG - TEL AVIV: TAGE DER BEGEGNUNG IN HAMBURG/ANSPRACHE DES BOTSCHAFTERS SHIMON STEIN
(4) STECKT DER IRAN HINTER DEN ANSCHLÄGEN IN ARGENTINIEN VON 1992 UND 1994?
(5) DAS WETTER IN ISRAEL
(6) WECHSELKURSE

(1) RAKETEN AUS GAZA TREFFEN SDEROT; EIN SOLDAT BEI BETHLEHEM GETÖTET; ISRAEL TRIFFT WEITERE SICHERHEITSVORKEHRUNGEN
Fünf palästinensische Kassam-Raketen haben am Montagnachmittag die israelische Stadt Sderot und weitere Ortschaften im westlichen Negev getroffen. Die Kurzstreckenraketen wurden von Gaza aus abgeschossen. Eine der Raketen traf einen unbesetzten Bus in Sderot. Es wurde keiner verletzt.

In der Nacht wurde der 27jährige Ami Cohen, Oberstabsfeldwebel der Reserve, von palästinensischen Terroristen südlich von Bethlehem getötet. Die israelische Einheit war auf der Suche nach Terroristen, die auf der Fahndungsliste der israelischen Armee stehen.

Bei einem Schusswechsel haben israelische Soldaten am Morgen Ali Alan, den Führer des militärischen Flügels der Hamas im südlichen Westjordanland getötet. Alan war für mehrere Terroranschläge gegen Israelis verantwortlich, darunter den jüngsten Anschlag auf einen Bus in Haifa, die Bombenanschläge auf die Busse an der Patt-Kreuzung und auf die Wohngegend Kiryat Menachem in Jerusalem.

Das Home Front Commando der israelischen Armee hat am Mittag die israelische Bevölkerung angewiesen, ihre Häuser und Wohnungen gemäß der Sicherheitsbestimmungen mit Folie und Klebeband zu versiegeln. Die Vorsichtsmassnahmen sind Teil der Vorbereitungen auf einen drohenden Angriff mit biologischen oder chemischen Waffen aus dem Irak. Im Mai 1991 hatte der Irak Israel mit 39 Scud-Raketen angegriffen. (Israelischer Rundfunk)

(2) PURIM IN ISRAEL
Trotz hoher Sicherheitsbestimmungen haben Juden in Israel mit den Feierlichkeiten des diesjährigen Purimfestes begonnen. Um palästinensischen Terroranschlägen zu den Festtagen vorzubeugen wurde das Westjordanland und der Gazastreifen erneut vom israelischen Kernland vollständig abgeriegelt. Zum Zeitpunkt lagen jedoch keine akuten Warnungen vor. Trotzdem riet die Polizei zur Vorsicht, da Selbstmordattentäter in der Menge der Verkleideten leicht unerkannt bleiben könnten. Rund 5000 Menschen nahmen an der traditionellen Ad-lo-yada Purim-Prozession in Kiryat Shmona in der Nähe der israelisch-libanesischen Grenze teil, ein Tag nachdem die Hisbullah eine Rakete auf die Stadt abgefeuert hatte. Die Rakete schlug in der Hauptstrasse ein, aber nicht detoniert. (Ma'ariv)

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Das Purimfest erinnert an die Errettung der vor der Vernichtung bedrohten Juden im persischen Reich unter König Artaxerxes: Die schöne Jüdin Esther ist die Retterin und Heldin des Purim-Festes. Purim kompensiert Ernst und Würde der meisten anderen jüdischen Feste, indem es zu Ausgelassenheit und Freude auffordert. Die Schulen bleiben geschlossen, Kinder verkleiden sich mit bunten Kostümen und man soll so viel trinken, bis man nicht mehr zwischen "Mordechay" und "Haman" unterscheiden kann. Die festliche Verlesung des Esther-Buches in der Synagoge wird von lärmenden Trommeln, Rasseln und Tröten begleitet, die immer dann ertönen, wenn der Name Hamans, des Grossvisirs des persischen Königs, fällt. Das Buch Esther ist das einzige Buch der Bibel, in dem der Ausdruck "Gott" kein einziges mal genannt wird. Die jüdische Tradition interpretierte diese Eigenart so: Selbst Gott hat sich zu Purim verkleidet.

(3) HAMBURG - TEL AVIV: TAGE DER BEGEGNUNG IN HAMBURG/ANSPRACHE DES BOTSCHAFTERS SHIMON STEIN
In Hamburg wurden am Sonntag die Hamburger Kulturtage eröffnet. Die deutsch-israelische Woche steht unter dem Titel "Tage der Begegnung: Hamburg - Tel Aviv" und endet am 21. März. In seiner Ansprache betonte der Botschafter Shimon Stein, dass Israel weit mehr ist als ein Konfliktherd in den Medien. Gerade deshalb müsse Israel in der Vielfalt seiner Facetten, Parteien, Religionen und Interessen wahrgenommen werden, aus denen es tatsächlich besteht. Die Woche der Begegnung soll dazu dienen, dieser Eindimensionalität entgegenzuwirken. Wohin wird aber die Entwicklung in Israel gehen?

"Die perfekte, allumfassende Antwort auf diese Frage gibt es nicht", so der Botschafter. "Eine mögliche, gute Antwort hat vor einiger Zeit der Schriftsteller Amos Oz gegeben. Auf die Frage nach Israels Zukunft sagte er:

'Wenn wir den Konflikt mit den Palästinensern lösen - wenn wir das schaffen, dann wird aus Israel kein Paradies werden, aber eine der faszinierendsten Gesellschaften auf der Welt. Wegen seiner Pluralität, wegen der miteinander in Konflikt und Widerspruch stehenden Erinnerungen, Visionen und Ambitionen. Es wird nicht idyllisch sein, aber auch nicht langweilig und provinziell. So wie man nach London ins Theater fährt, und sich in Kairo die Pyramiden anschaut, wird man für einen guten Streit nach Israel kommen. Es gibt Leute, die das nicht mögen, ich finde es stimulierend.'"

Hinsichtlich des bevorstehenden Krieges im Irak sagte Shimon Stein am Sonntag: "Israel ist an diesem Konflikt nicht beteiligt, und wir hoffen zusammen mit allen anderen, dass dieser Konflikt mit friedlichen Mitteln beigelegt wird. Was für uns zählt, ist, dass der Irak entwaffnet wird, was im Sinne der Resolution des UN-Weltsicherheitsrates ist. Doch was man von Hamburg aus sieht, sieht man von Tel Aviv aus anders. Die Bürger der Stadt Tel Aviv erinnern sich noch gut an die 39 Scud-Raketen, die im Mai 1991 über Tel Aviv und seiner unmittelbaren Umgebung abgefeuert wurden. Die Bürger von Tel Aviv sind sich Saddam Husseins und seiner Absichten wohl bewusst. Die Einwohner von Tel Aviv und Israel fragen sich, wo die Staatengemeinschaft und der Weltsicherheitsrat in den letzten zwölf Jahren bzw. seit Ende des Golfkrieges waren. Wir fragen uns, was hat der Weltsicherheitsrat unternommen, um die irakische Bedrohung mit friedlichen Mitteln zu beseitigen? Uns Israelis ist klar, dass wir im Falle eines Krieges noch einmal Ziel der feindseligen Politik von Saddam Hussein sein könnten. In einer Region, in der zu unserem großen Bedauern die Sprache der Gewalt die einzige Sprache ist, die manche Regime verstehen, ist Krieg manchmal unvermeidlich. Das sage ich als Vertreter eines Staates, der seit seiner Gründung vor 54 Jahren einige Kriege gekämpft hat, die einen hohen menschlichen Preis gefordert haben. Deshalb muss man uns in Sachen Krieg nicht belehren. In dieser Hinsicht finde ich die Frage, ob ein Krieg moralisch ist oder nicht von sekundärer Bedeutung. Wir haben im Laufe unserer Geschichte gelernt, dass es auch Kriege gibt, bei denen man einfach keine Wahl hat. Und solche Kriege sind auch moralisch gerechtfertigt. Das sage ich als eine Bemerkung und n i c h t als eine Antwort auf die Frage, mit welchen Mitteln man die seit mehr als 25 Jahren andauernde Bedrohung des Iraks beseitigen soll.

Während die Irak-Krise weiter schwelt, bluten wir seit fast 30 Monaten ununterbrochen. Der letzte Selbstmordanschlag in Haifa, bei dem 17 unschuldige Zivilisten ums Leben kamen und es zahlreiche Verletzte gab, ist der jüngste Beweis für diesen Wahnsinn. Die Tatsache, dass dieser Selbstmordanschlag der erste seit zwei Monaten war, ist nur darauf zurückzuführen, dass es uns Gott sei Dank gelungen ist, die unzähligen Versuche, Terroranschläge auszuüben, zu vereiteln. Der Bundeskanzler hat am Freitag über den Mut zum Frieden gesprochen. Ich frage mich, ob allein der Mut und Willen zum Frieden ausreicht, um Terroristen und Terrororganisationen, deren Ziel es ist, so viele Juden wie möglich zu töten und den jüdischen Staat zu zerstören, von diesen Zielen abzubringen? Den Mut zu schmerzhaften Kompromissen haben wir zum letzten Mal in Camp David im Jahr 2000 bewiesen. Und was war die Antwort auf unser Angebot? - Der Terror. Solange eine strategische Entscheidung fehlt, den Terror als politisches Mittel abzulehnen, die ununterbrochene antiisraelische, antisemitische Aufhetzung einzustellen, durchgreifende Reformen durchzuführen, solange werden wir nicht in der Lage sein, unseren Verpflichtungen nachzukommen, um die Rahmenbedingungen für die Wiederaufnahme der Verhandlungen umzusetzen, die zur Realisierung der Vision des amerikanischen Präsidenten führen werden."

Ganzer Text: (http://berlin.mfa.gov.il/mfm/web/main/document.asp?DocumentID=21866&MissionID=88)

Veranstalter der Begegnungswoche ist die Deutsch-Israelische Gesellschaft Hamburg. Die Schirmherrschaft übernahmen Shimon Stein, Botschafter, und Frau Dr. Dorothee Stapelfeldt, Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft.

(4) STECKT DER IRAN HINTER DEN ANSCHLÄGEN IN ARGENTINIEN VON 1992 UND 1994?
In einem Beitrag vom 11.März hatten wir über die Ausstellung internationaler Haftbefehle gegen vier iranische Staatsbürger durch den argentinischen Bundesrichter Juan José Galiano berichtet. Die Haftbefehle beziehen sich auf den Anschlag auf das Jüdische Kulturzentrum in Buenos Aires, Argentinien, im Juli 1994. Unter den Verdächtigten befinden sich zwei ehemalige Minister.

Am heutigen Dienstag hat die israelische Tageszeitung Ha'aretz weitere Einzelheiten über den Hintergrund des Anschlags, sowie über den Anschlag auf die Botschaft des Staates Israel in Buenos Aires am 17. März 1992, veröffentlicht.

Laut dem Zeitungsbericht haben israelische Geheimdienste umfassende Details über die Beteiligung des Obersten Iranischen Sicherheitsgremiums an den beiden Anschlägen gesammelt. Die Details beinhalten ein Sitzungsprotokoll des "Obersten Rates für Nationale Sicherheit" Irans. Nach den Berichten wurde bei diesen Sitzungen die Entscheidung über die geplante Ausführung des Anschlags auf das Jüdische Kulturzentrum gefasst. Israel ist auch in Besitz des Namens des Selbstmordattentäters Ibrahim Hasin Baro, eines Mitglieds der extremistischen Schiitenorganisation Hisbollah. Außerdem liegen den Sicherheitsbehörden Abschriften des abgefangenen Abschiedtelefonates nach Libanon vor.

Die argentinische Regierung veröffentlichte kürzlich Informationen über Untersuchungen, die den Anschlag auf die israelische Botschaft vom 17. März 1992 betreffen. Laut der Untersuchung wurde der Anschlag vom iranischen Geheimdienst durchgeführt. Bei der Ausführung des Anschlags kam der Hisbollah eine entscheidende Schlüsselrolle zu. Bei beiden oben genannten Anschlägen kamen die selben operativen Methoden zum Einsatz.

Die prinzipielle Entscheidung, das Jüdische Gemeindezentrum zu attackieren, wurde im August 1993 bei einem Treffen unter der Leitung des Geistigen Oberhauptes des Irans, Ayatollah Ali Khamenei, vereinbart. Zu den weiteren Teilnehmern des Treffens gehörten der Staatspräsident Rafsanjani, Geheimdienstminister Ali Fallahian, Khameneis Sicherheitsberater Muhammed Hijazi, sowie der damalige Außenminister Velayati.

Die Verantwortung für die Ausführung des Anschlags auf das Jüdische Kulturzentrum wurde Geheimdienstminister Fallahian übertragen und mit einer von Khamenei ausgesprochenen Fatwa - einem religiösen Urteil im Islam - rückversichert. Fallahian beauftrage die Hisbollah und deren operativen Einheiten in Übersee mit der Ausführung des Anschlags. Die Einheiten der Hisbollah in Übersee wurden zum damaligen Zeitpunkt von Amiad Maghnieh geleitet und sollten jede notwendige Hilfe und Unterstützung des iranischen Geheimdienstes erhalten. Die selbe Hisbollah-Gruppe war für den Anschlag auf die israelische Botschaft 1992 verantwortlich. Die Hisbollah wählte Ibrahim Hasin Baro als Selbstmordattentäter aus. Baro erreichte wenige Tage vor dem Anschlag Argentinien und rief wenige Stunden vor der Ausführung des Attentates seine Familie im Libanon an. Während des Telefonates kündigte Baro an, dass er bald mit seinem Bruder wiedervereinigt sein werde, welcher bei einem Selbstmordattentat gegen israelische Soldaten im Libanon 1989 getötet worden war.

Der iranische Auswärtige Dienst organisierte die diplomatische Deckung der Operation. Kurz vor dem Anschlag erreichte eine ungewöhnlich hohe Anzahl von iranischen Kurieren Argentinien, von denen einige länger als gewöhnlich im Land verblieben. Zudem erhöhte sich der Telefonverkehr zwischen Iranern in Argentinien und im Iran in den Tagen vor dem Anschlag um ein Vielfaches.

Ein weiteres Indiz ist die Bemühung um eine Anmietung eines Renault Traffic durch den Repräsentanten des iranischen Kulturministeriums in Buenos Aires, Mahsan Rabani. Der Kleintransporter entspricht dem Wagentyp, der für den Anschlag auf das Kulturzentrum benutzt wurde.

Bei dem Anschlag auf das Jüdische Gemeindezentrum kamen 100 Menschen ums Leben. 250 Menschen wurden verletzt. Bei dem Anschlag auf die israelische Botschaft vor genau elf Jahren starben 30 Menschen, mehr als 200 Menschen wurden verletzt. (Ha'aretz)

(5) DAS WETTER IN ISRAEL
Die Vorhersage: Vereinzelt Regenschauer, die vom Norden aus Richtung Süden ziehen;

Jerusalem: 11-13°C
Tel-Aviv: 14-18°C
Haifa: 14-17°C
Am Toten Meer: 14-23°C
Eilat: 18-24°C

(6) WECHSELKURSE
1 € - 5,196 NIS (+0,60%)
1 £ - 7,614 NIS (-0,56%)
1 $ - 4,815 NIS (+0,43%)
(Israel Bank, 17.03.03)

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Dieser Newsletter mit Mitteilungen israelischer Ministerien und Meldungen aus der israelischen Presse wird von der Botschaft des Staates Israel in Berlin/Abteilung Öffentlichkeitsarbeit zusammengestellt. Anmerkungen oder Fragen richten Sie bitte an: botschaft@israel.de


- An- und Abmeldung unter http://liste.israel.de/mailing/ -


Für weitere aktuelle Informationen aus Israel empfehlen wir Ihnen folgende Webseiten:
- Medienspiegel (Israelische Presse) der Deutschen Botschaft in Tel Aviv: http://www.germanemb.org.il/News-Media.asp
- Mitteilungen der Israelischen Verteidigungskräfte (eng.): http://www.idf.il/newsite/english/main.stm
- Newsletter des israelischen Außenministeriums (eng.): http://www.israel.org/mfa/go.asp?MFAH0dho0

© Botschaft des Staates Israel, 2003



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