Newsletter der Israelischen Botschaft in Berlin
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Mittwoch, 27. November 2002

(1) SHARON LIEGT BEI LIKUD-UMFRAGEN VORN
(2) STEIN: ISRAEL ZÄHLT IM BEDROHUNGSFALL AUF UNTERSTÜTZUNG SEINER FREUNDE
(3) FÜHRER VON HAMAS UND FATAH IN ISRAEL GETÖTET
(4) UNTERSUCHUNG DER IDF ZU ÜBERGRIFFEN AUF OLIVENBAUERN
(5) TÜRKEI ALS VERMITTLERIN ZWISCHEN KONFLIKTPARTEIEN
(6) WAHLEN IN ISRAEL 2003 HINTERGRUND (TEIL 8): ALE YAROK
(7) LICHTERZÜNDEN UND SUFGANIOTH: AM FREITAG BEGINNT CHANUKKA
(8) GEHRY BAUT ZENTRUM DER MENSCHENWÜRDE IN JERUSALEM
(9) KURZMELDUNG
(10) HEUTE IM JAHRE X
(11) DAS WETTER IN ISRAEL
(12) WECHSELKURSE

 

(1) SHARON LIEGT BEI LIKUD-UMFRAGEN VORN
Heute beginnen in Israel die zweitägigen Vorwahlen des national-konservativen Likud für den Kandidaten des Ministerpräsidenten bei den anstehenden Parlamentswahlen am 28. Januar 2003.

Bei ersten Umfragen (Ha′aretz/Dialogue) unter den rund 300 000 eingetragenen Mitgliedern der Partei liegt der derzeitige Vorsitzende Ariel Sharon mit 61% um 24 Punkte vor seinem Rivalen Benjamin Netanjahu (37%). Ein dritter Kandidat, Moshe Feiglin (rechts-aussen), könnte bei ca. 2% liegen. Unter den noch unentschiedenen Wählern neigen zum Zeitpunkt 41% dazu, sich für Sharon zu entscheiden, während 21% zu Netanjahu tendieren.

Hauptstreitpunkt zwischen den beiden Rivalen ist der neue amerikanische Friedensplan und die Haltung zu einem palästinensischen Staat. Während der derzeitige Aussenminister Benjamin Netanjahu jede Unterstützung für einen unabhängigen palästinensischen Staat ablehnt, hält Ministerpräsident Ariel Sharon an seiner Position fest, ein palästinensischer Staat könne ausgerufen werden, sobald der palästinensische Terror gegen Israel ein Ende hat.

Eine weitere Umfrage des ersten israelischen Fernsehens zeigte zudem, dass Sharons Haltung die Unterstützung von 52% der Likud-Mitglieder findet. 38% stehen in dieser Frage zu Netanjahu, 10% zeigten sich unentschlossen. Andere Umfragen kamen zu ähnlichen Ergebnissen. (Ha′aretz)

(2) STEIN: ISRAEL ZÄHLT IM BEDROHUNGSFALL AUF UNTERSTÜTZUNG SEINER FREUNDE
In zwei Interviews äusserte sich der israelische Botschafter Shimon Stein heute zur Waffenlieferung aus Deutschland. Israel hatte bereits vor mehr als einem Jahr die Bundesrepublik um Patriot Raketen angefragt, so der Botschafter in einem Gespräch mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.

In einem weiteren Gespräch mit der Bild-Zeitung sagte Stein, "Israel zählt in einem Bedrohungsfall auf die Unterstützung all seiner Freunde." Auf die Frage, ob ein Krieg gegen den Irak auch ein Krieg gegen den Terror bedeute, erklärte er, dass seit geraumer Zeit Familien von palästinensischen Selbstmordattentätern mit Summen zwischen 10 000 und 25 000 $ pro Familie unterstützt werden. "Damit ist der Irak tief in den Terror verwickelt", so der Botschafter.

Bundeskanzler Gerhard Schröder äusserte sich in einem gestern vorab veröffentlichten Interview der Wochenzeitung "Die Zeit": "Wenn die israelische Regierung diesen Zuwachs an Sicherheit braucht, werden wir helfen - und zwar rechtzeitig. Das gebietet unsere historische und moralische Pflicht."

(3) FÜHRER VON HAMAS UND FATAH IN ISRAEL GETÖTET
Ala Al Sabaq, Kommandeur der Al Aqsa Brigaden, des militanten Flügels der Fatah, und Immad Nasharti, Kommandeur der im Flüchtlingslager Jenins aktiven Izza-din al-Kassam Organistaion (Hamas) starben am Dienstag abend bei einer Explosion in einem Wohnhaus in Jenin. Die zwei Männer gehörten zu den von den IDF gesuchten Terroristen.

Palästinensische Medienberichte äusserten sich zu dem Vorfall widersprüchlich. So soll die Explosion entweder durch israelische Helikopter der israelischen Luftwaffe IAF ausgelöst worden sein, andererseits hiess es, die Explosion sei in dem Haus selbst entstanden. Nach Angaben der IDF waren zum Zeitpunkt aber keine israelischen Hubschrauber im Einsatz. Seit Wochen haben die IDF die gezielten Tötungen von Terroristen ausgesetzt. Nach Vermutungen könnte es sich um einen "Arbeitsunfall" beim Bau von Sprengsätzen gehandelt haben.

Das Treffen zweier Führer von militanten Terrororganisationen erhärtet die Beobachtung, dass die Kooperation zwischen den Verantwortlichen verschiedener Terrorgruppen in den Palästinensergebieten zur Ausführung von Terroranschlägen gegen Israel gestiegen ist. (Ha′aretz)

(4) UNTERSUCHUNG DER IDF ZU ÜBERGRIFFEN AUF OLIVENBAUERN
Nach Aussagen des israelischen Generalmajors und Beauftragten der israelischen Regierung für die Palästinensergebiete Amos Gilad untersuchen die israelische Polizei und die IDF derzeit Vorfälle, bei denen jüdische Siedler Palästinenser bei der Olivenernte gehindert hatten. Die Übergriffe nahmen in den vergangenen Wochen ab, nachdem das israelische Militär seine Schutzmassnahmen für die palästinensischen Arbeiter verstärkte. Nach Angaben von Yedioth Aharonoth sollen beim Bau des Schutzzaunes zwischen Israel und den Palästinensergebieten ausgerissene Olivenbäume nach Israel verkauft worden sein. Gilad sagte, jeder Versuch, palästinensischen Zivilisten vorsätzlichen Schaden zu zufügen, müsse unter allen Umständen unterbunden werden. (Ha′aretz)

(5) TÜRKEI ALS VERMITTLERIN ZWISCHEN KONFLIKTPARTEIEN
Ministerpräsident Sharon unterstrich in einem Telefongespräch mit dem neuen türkischen Ministerpräsidenten Gul am Dienstag die stabilisierende Rolle der Türkei für die Lage im Nahen Osten, die durch zahlreiche Staaten hohe Wertschätzung erhalte. So könnte die Türkei als Vermittlerin zwischen dem Westen und den islamischen Ländern dienen.

Sharon betonte die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Staaten, die auf gemeinsamen Interessen beruhten und lud den neuen Regierungschef zu einem Besuch nach Jerusalem ein.
(Büro des Ministerpräsidenten)

(6) WAHLEN IN ISRAEL 2003 - HINTERGRUND (TEIL 8): ALE YAROK
22 Parteien haben sich bereits für die Wahlen zur 16. Knesset am 28. Dezember 2003 angemeldet. Stichtag ist der 11. Dezember. Neben den Parteien, die in der Knesset schon vertreten sind, nehmen drei Parteien teil, die zwar bereits bei Wahlen teilgenommen, aber nie die 1,5% Hürde erreicht hatten. Zu diesen Parteien gehört unter anderem die Bewegung Ale Yarok ("Grünes Blatt").

Nach eigener Darstellung ist Ale Yarok die einzige Partei, die sich verstärkt für die Kannabis-Legalisierung zugunsten der allgemeinen Gesundheit in Israel einsetzt. Boaz Wachtel und Shlomi Sandak gründeten die Partei 1999. Ale Yarok kämpft für die Legalisierung des Pflanzenstoffes für medizinische, spirituelle und industrielle Nutzung. "Unser Ziel ist, die Drogengesetze in Israel zu ändern, denn sie schaden mehr als die Drogen selbst." Nach Ansicht der Partei ist die Haltung gegenüber Drogen eine "Katastrophe". Sie sei für den hohen Prozentsatz des Konsums harter Drogen verantwortlich. Hier stehe Israel nach den USA im internationalen Vergleich an zweiter Stelle. Bei den vergangenen Wahlen konnte die Partei 43 029 Wählerstimmen für sich verzeichnen. Jetzt hoffen ihre Anhänger auf weitere 14 000 Stimmberechtigte, die zu einem Einzug von Ale Yarok in die Knesset beitragen könnten. (http://www.ale-yarok.org.il/)

(7) LICHTERZÜNDEN UND SUFGANIOTH: AM FREITAG BEGINNT CHANUKKA
Am kommenden Freitag abend, dem 29. November, beginnen Juden in aller Welt mit der Feier des jüdischen Chanukka-Festes. Während der achttägigen Festwoche, die bis zum Samstag, dem 7. Dezember andauert, bleiben Schulen in Israel geschlossen, die Geschäfte aber geöffnet. Kern des Festes ist das abendliche Anzünden der acht Chanukka-Kerzen (pro Tag eine weitere) des achtarmigen Chanukka-Leuchters.

Mit dem Chanukka-Fest wird dem Sieg der Makkabäer über die griechischen Herrscher (164 v.u.Z.) gedacht. Das kleine jüdische Volk hatte sich in einem Jahre langen Kampf gegen den aufgezwungenen Hellenismus gewehrt. Nach einer jüdischen Überlieferung (1. Makkabäer 4,36-59) reinigte am 25. Kislew (30.11.02) der Hasmonäer Juda Makkabäus den entweihten Tempel und brachte ein neues Dankopfer dar. Die bekannteste Chanukka-Legende ist wohl die des einzigen Fläschchen reinen Öls, das die Griechen nicht entweiht hatten, und das - obwohl der Menge nach nur für einen Tag ausreichend - durch ein Wunder acht Tage lang brannte. Chanukka ist heute ein beliebtes Familienfest. Typische Speisen sind die Pfannkuchen (Sufganioth).

Das Chanukka-Fest fällt jährlich in etwa mit dem muslimischen Fastenmonat Ramadan und dem christlichen Weihnachtsfest zusammen. Während des Ramdan fasten Moslems bis zum Sonnenuntergang und gedenken so des vierzigtägigen Aufenthalts Mohammeds in der Wüste und dem Empfgang des Korans. Das israelische Fernsehen strahlt in dieser Zeit regelmässig muslimisch orientierte Sendungen für die 950 000 Gläubigen (15% der Israelis) aus. Dagegen müssen sich die 130 000 Christen in Israel noch etwas gedulden. Das Weihnachtsfest der lateinischen Christen beginnt wie gewöhnlich am 24. Dezember, das der orthodoxen eine Woche später.

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Veranstaltungen in Deutschland: In Deutschland laden die jüdischen Gemeinden zum traditionellen Lichterzünden ein: So präsentiert die Jüdische Gemeinde zu Berlin in diesem Jahr ein Lichterzünden mit Herrn Bundespräsident Johannes Rau und dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit am 3.12. (18:00 Uhr).

Unter dem Motto "Bar-Mitzwah-Projekt für behinderte Kinder in Israel" veranstaltet der Keren Hayessod Berlin am 1.12. (18:00 Uhr) ein Lichterzünden mit verschiedenen Ehrengästen.

In einigen Gemeinden werden Chanukka-Bälle veranstaltet, wie zum Beispiel in Heidelberg am 7.12. (Jüdische Studenten Badens). Ein weiterer Ball veranstaltet der KKL am 30.11. in München. Ebenfalls am 30.11. laden in Hamburg junge Erwachsene zu einer Chanukka-Party in den Gemeindesaal der Hamburger Synagoge ein. Für weitere Informationen erkundigen Sie sich bitte bei den Jüdischen Gemeinden in Ihrer Nähe.

(8) GEHRY BAUT ZENTRUM DER MENSCHENWÜRDE IN JERUSALEM
Das Simon Wiesenthal Center und das zugehörige Museum der Toleranz MOTJ stellten am Dienstag mit Staatspräsident Moshe Katsav und dem Jerusalemer Bürgermeister Ehud Olmert die Pläne für ein neues "Zentrum der Menschenwürde" im Herzen Jerusalems vor. Der Bau wird 150 Millionen $ kosten und wird nach Plänen des amerikanischen Architekten Frank O. Gehry verwirklicht.

Das 232 500 qf umfassende Gelände wird ein Museum der Toleranz, ein Theater, ein internationales Konferenz- und Erziehungszentrum, eine Bibliothek und eine Veranstaltungshalle enthalten.

Ziel des MOTJ ist die Verständigung zwischen den Religionen, aber auch das Verständnis der einzelnen jüdischen Strömungen untereinander. Die Fertigstellung des Zentrums ist für das Jahr 2006 geplant. (http://www.wiesenthal.com)

(9) KURZMELDUNG
Entgegen unserer Meldung von gestern hiess das Motto der Konferenz des Koordinierungszentrums für den Deutsch-Israelischen Jugendaustausch ConAct am vergangenen Wochenende in Wittenberg nicht "Keep on Going and Acting", sondern "Keep on Hoping and Acting". An dem dreitägigen Treffen nahmen 110 Gäste aus Deutschland und Israel teil.

(10) HEUTE IM JAHRE X
27. November 1914: Gründungstag des American Jewish Joint Distribution Committee (JDC), heute auch bekannt als "Joint". Vorsitzender war Felix M. Warburg. Der JDC war anfangs vor allem an der Unterstützung von Juden in aller Welt beteiligt, die unter Kriegsfolgen leiden mussten.
(http://info.jpost.com/1999/Supplements/JewishHistory/today.cgi)

(11) DAS WETTER IN ISRAEL
Die Vorhersage: Heiter, leichter Temperaturanstieg

Jerusalem: 13-20°C
Tel-Aviv: 16-25°C
Haifa: 17-25°C
Eilat: 16-28°C

(12) Wechselkurse
1 € - 4,614 NIS
1 £ - 7,267 NIS
1 $ - 4,652 NIS
(Ha′aretz)

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Dieser Newsletter mit Mitteilungen israelischer Ministerien und Meldungen aus der israelischen Presse wird von der Botschaft des Staates Israel in Berlin/Abteilung Öffentlichkeitsarbeit zusammengestellt. Anmerkungen oder Fragen richten Sie bitte an: botschaft@israel.de

- An- und Abmeldung unter http://liste.israel.de/mailing/ -

Für weitere aktuelle Informationen aus Israel empfehlen wir Ihnen folgende Webseiten:
- Medienspiegel (Israelische Presse) der Deutschen Botschaft in Tel Aviv: http://www.germanemb.org.il/News-Media.asp
- Die Mitteilungen der Israelischen Verteidigungskräfte (eng.): http://www.idf.il/english/news/main.stm
- Newsletter des israelischen Außenministeriums (eng.): http://www.israel.org/mfa/go.asp?MFAH0dho0

© Botschaft des Staates Israel, 2002