Newsletter der Israelischen Botschaft in Berlin
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Mittwoch, 20. November 2002

(1) AMRAM MITZNA NEUER SPITZENKANDIDAT DER AVODA
(2) ESTHER GALIA IN KOCHAV HASHAHAR BEIGESETZT
(3) "ENTSCHULDIGEN SIE, ICH SUCHE DIE ARTHUR-RUPPIN-STRASSE"
(4) WIRTSCHAFTSINITIATIVE ZUR ISRAELISCH-PALÄSTINENSISCHEN KOOPERATION
(5) YAD VASHEM VERLIEH IRRTÜMLICHERWEISE EHRENTITEL
(6) HEUTE IM JAHRE X
(7) DAS WETTER IN ISRAEL
(8) WECHSELKURSE

 


(1) AMRAM MITZNA NEUER SPITZENKANDIDAT DER AVODA
Amram Mitzna ist neuer Parteichef der oppositionellen Arbeitspartei. Nach den endgültigen Ergebnissen der gestrigen parteiinternen Wahl des Spitzenkandidaten für die allgemeinen Knessetwahlen am 28. Januar 2003 stimmten 53,9% der Parteimitglieder für den derzeitigen Oberbürgermeister Haifas Amram Mitzna, 38,2% für den ehemaligen Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser und 7,2% für den Knessetabgeordneten Haim Ramon. Die Wahlenthaltung lag bei ca. 65%.

Am Morgen trafen sich Vertreter des neuen Parteivorsitzenden mit Anhängern Benjamin Ben Eliesers, um über die genauere Aufstellung der Kandidatenliste für die Wahlen im Januar zu beraten.

Gegenüber Journalisten kündigte Mitzna in seinem Wahlkampfbüro in Haifa am Morgen an, sein erstes Ziel sei die Einigung der Partei, um sie "in einen der wichtigsten Wahlkämpfe gegen den Likud zu führen". Dazu wolle er den weitgestreckten Charakter der Partei mit ihren Lagern erhalten. Erneut bekräftigte Mitzna sein Wahlversprechen, bei einem Wahlsieg im Januar werde er "Israel von den Palästinensern trennen, sei es durch ein Abkommen oder in einem einseitigen Prozess, und all die Aufmerksamkeit auf innere, soziale Probleme richten." (Ha′aretz)

(2) ESTHER GALIA IN KOCHAV HASHAHAR BEIGESETZT
Esther Galia aus Kochav Hashahar, die am Montag morgen Opfer eines palästinensischen Attentats nordöstlich von Ramalla wurde, ist gestern beigesetzt worden. Die 48jährige Frau war auf dem Heimweg von Jerusalem, als ein einzelner palästinensischer Bewaffneter mindestens neun Kugeln auf ihren Wagen feuerte. Trotz schwerer Bauchverletzungen setzte sie zunächst ihre Fahrt fort, bis sie das Bewusstsein verlor und ihr Wagen von der Fahrbahn abkam. Später erlag sie ihren Verletzungen im Hadassah Universitätskrankenhaus in Jerusalem. Die Al Aqsa Märtyrer Brigaden bezichtigten sich der Tat.

Esther Galia war 48 Jahre alt. Zusammen mit ihrem Mann Alexander gehörte sie zu den Gründern von Kochav HaShahar vor 22 Jahren. Esther hinterlässt sieben Kinder, der älteste beendete gerade seinen Militärdienst in der Givati Brigade, der jüngste besucht noch die 5.Klasse.

Unterdessen verhafteten die IDF einen Palästinenser, Fadi Ramdan, aus dem Dorf El Khader bei Bethlehem, der sich nach Armeeberichten auf dem Weg zu einem Selbstmordattentat in Israel befunden haben soll. Nach Angaben ist er Mitglied der Tanzim Organisation, die zu Yasser Arafats Fatah-Bewegung gehört. Später am Tage beendeten die IDF Ausgangssperren in Tulkarem, Ramalla, Jenin und Qalqilia im Westjordanland. Weitere 23 verdächtige Palästinenser wurden verhaftet. (Israelischer Rundfunk)

(3) "ENTSCHULDIGEN SIE, ICH SUCHE DIE ARTHUR-RUPPIN-STRASSE"
Eine Strasse in Magdeburg trägt seit gestern den Namen Arthur Ruppins. Den Antrag hatte die Deutsch-Israelische Gesellschaft AG Magdeburg (DIG) gestellt. Die feierliche Einweihung fand am Dienstag in den Räumen der Nord LB in Magdeburg statt.

Arthur Ruppin (1876-1943), aufgewachsen in Magdeburg, leitete als promovierter Jurist, Ökonom und Soziologe von 1902 bis 1907 das Berliner Büro für jüdische Statistik und Demographie. Seine soziologischen Forschungen verstärkten bald die Verbindungen zu seinen eigenen jüdische Wurzeln. 1907 wurde er von der Jewish Agency in das osmanisch verwaltete Palästina geschickt, wo sich Juden aus aller Welt bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts niederliessen. Ruppin sollte die Möglichkeiten für die Zionistische Siedlungsbewegung bewerten. Ein Jahr später siedelte er, unter anderem aus Gründen des wachsenden Anitsemitismus in Deutschland, selbst nach Jaffa über und leitete dort das Eretz Israel Büro der Zionistischen Organisation.

Ruppin zählte anfangs zu den Befürwortern von Brith Shalom ("Friedensbündnis"), das zwei Staaten in Palästina forderte, einem arabischen und einem jüdischen. Nachdem das arabische Oberhaupt den Vorschlag mit den Worten abgelehnt hatte, er wolle lieber 100 Jahre in Elend leben, als einen jüdischen neben einem arabischen Staat sehen, und mit Beginn der gewaltsamen arabischen Aufstände von 1929 änderte er seine Meinung und bestand auf einem einzigen jüdischen Staat. Ruppin glaubte, seine Ziele durch Landerwerb und die Entwicklung neuer Formen des Zusammenlebens verwirklichen zu können. So förderte er landwirtschaftliche Betriebe und verschiedene Arten von Kooperativen, erste Kibbutzim und die Siedlungsplanung des Jishuw. Auf diese Weise half er bei der Ansiedlung vieler deutscher Einwanderer während des aufkommenden Nationalsozialismus. Zu seinen wichtigsten Gründungen gehört heute die israelische Grossstadt Tel Aviv.

Seit 1926 lehrte Ruppin Soziologie der Juden an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Die Jewish Agency hatte bis zur Staatsgründung 1948 alle Aufgaben einer "Regierung" eines jüdischen Staates übernommen. Ihre Arbeit mündete später in das Amt des ersten Ministerpräsidenten David Ben-Gurion. Arthur Ruppin starb 1943 in Jerusalem.

Zu der feierlichen Eröffnung am Mittwoch nachmittag waren neben dem Ministerpräsidenten Böhme des Landes Sachsen-Anhalt Justizminister Becker, Regierungspräsident Misterfeld, der Bundestagsabgeordnete Uwe Küster, der Rektor der Otto-von-Gericke Universität, Pollmann, Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper, Supperintendentin der evangelischen Landeskirche Zachhuber, Probst Kuschl von der katholischen Kirche, der Vorsitzende der Synagogengemeinde Magdeburg, Herr Ledermann, und Joel Lion, Botschaft des Staates Israel, anwesend. Besondere Gäste waren die Kinder Arthur Ruppins, Rafael Ruppin und Aya Dinstein, sein Neffe Giora Ra′anan und einige Urenkel.

(4) WIRTSCHAFTSINITIATIVE ZUR ISRAELISCH-PALÄSTINENSISCHEN KOOPERATION
Das Zentrum für jüdisch-arabische Wirtschaftsentwicklung (CJAED) hat für das Jahr 2003 den Start eines israelisch-palästinensischen MBA-Programms (Master of Business Administration) angekündigt. Das Projekt wird Geschäftsführer des Nahen Ostens zur Zusammenarbeit und bei der Durchführung gemeinsamer Joint Ventures anleiten.

Die Initiative trägt den Namen "Building Business Bridges". Zu den dreissig Teilnehmern gehören zehn israelische Juden, zehn israelische Araber und zehn Palästinenser. Direktor Helmi Kittani erklärte, während der vergangenen Monate sei das Projekt mehrmals in der palästinensischen Presse angekünigt worden. Fast 100 Bewerbungen waren daraufhin im Zentrum eingegangen. "Trotz der Situation sollte der Dialog zu jeder Zeit aufrechterhalten werden", so Kittani, "wir dürfen nicht alle Brücken niederbrennen, im Gegenteil, sie müssen geschützt werden."

CJAED wurde 1988 durch israelische Araber und jüdische Geschäftsleute gegründet. Israels vielseitige Bevölkerung gilt als grösste Ressource des Landes. "Building Business Bridges" wird von der Universität Haifa wissenschaftlich begleitet werden. Weitere Unterstützung leisten die Europäische Union und die USA.

(5) YAD VASHEM VERLIEH IRRTÜMLICHERWEISE EHRENTITEL
Hat sich die Einrichtung "Yad Vashem" in Jerusalem geirrt, als sie den Titel eines "Gerechten unter den Völkern" an einen damals achtjährigen Jungen verlieh, der eine "heldenhafte Geschichte" erzählt hatte, in der er behauptete, er habe 1942 50 Juden aus dem Ghetto Ludmir in Polen gerettet? Diese Frage beschäftigte das Oberste Gericht in Jerusalem. Zuvor erhielten die Richter eine Petition, die zehn Holocaust-Überlebende aus der Gemeinde in Ludmir eingereicht hatten. Sie lehnten die Anerkennung des christlichen Ukrainers Stefan Warmzcok als "Gerechten unter den Völkern" ab: Er habe niemals Juden aus ihrer Gemeinde gerettet. Die Überlebenden baten nun das Oberste Gericht, eine Erlaubnis in Yad Vashem durchzusetzen, die den Überlebenden ermöglicht, Zeugenaussagen und Protokolle einzusehen, die zur Verleihung des Ehrentitels geführt haben.

Stefan Warmzok wurde in Begleitung seiner Familie aus der Ukraine nach Israel gebracht, wo ihm eine Wohnung zur Verfügung gestellt, eine monatliche Rente vom Staat und der Status eines israelischen Bürgers erteilt wurden. Warmzcok hatte behauptet, er habe im Alter von 8 Jahren mehr als 50 Juden aus dem Ghetto Ludmir gerettet und diese an eine Partisanengruppe namens Karuk, in deren Auftrag er gehandelt habe, weitergeleitet.

Die Überlebenden und zwei Partisanen, die in jenem Gebiet aktiv waren, sagten dagegen, dass es sich um "Lügengeschichten und Lügen handle, die zum Himmel schreien". All ihre Anfragen an Yad Vashem, die Entscheidung rückgängig zu machen, sind trotz unterstützender Beweise von Yad Vashem bisher abgewiesen worden.

Erst vor zwei Tagen beauftragte das Jerusalemer Bezirksgericht in einem Vorentscheid Yad Vashem, interne Protokolle des Ausschusses zur Vergabe des Titels eines "Gerechten unter den Völkern" zur genaueren Überprüfung herauszugeben.

Bei dem Ausschuss handelt es sich ausgerechnet um dasselbe Gremium, das die Anerkennung des Theologen der Bekennenden Kirche, Dietrich Bonhöffer, als "Gerechten unter den Völkern" abgelehnt hatte. Dagegen setzte sich das Zentrum für jüdischen Pluralismus für die Anerkennung Bonhöffers ein. Bonhöffer wurde wegen des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten in Flossenbürg ermordet. In Yad Vashem lehnte man die Anerkennung mit der Begründung ab, dass Bonhöffer "getaufte Menschen gerettet habe, keine Juden".
(Ma′ariv)

(6) HEUTE IM JAHRE X
20. November 1944: Die 30jährige Haviva Reik wird von den Nationalsozialisten hingerichtet. Im September war sie als Fallschirmspringerin in der Slowakei gelandet, wo sie jüdische Partisanen unterstützt hatte. Heute erinnern die Namen des Kibbutz Lahavot Haviva und des Zentrums Givat Haviva, dessen Programme zum jüdisch-arabischen Dialog beitragen, an die junge Frau.
(http://info.jpost.com/1999/Supplements/JewishHistory/today.cgi)

(7) DAS WETTER IN ISRAEL
Am Mittwoch klar, trocken und für die Jarheszeit ungewöhnlich warm.
Die Vorhersage: Am Donnerstag und Freitag kaum Änderungen. Shabbath sinkende Temperaturen und Anstieg der Luftfeuchtigkeit, evtl. vereinzelte Schauer zum Shabbath Augang.

Jerusalem: 14-21°C
Tel-Aviv: 16-28°C
Haifa: 16-28°C
Eilat: 19-31°C

(8) Wechselkurse
1 € - 4,740 NIS
1 £ - 7,441 NIS
1 $ - 4,680 NIS
(Ha′aretz)

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Dieser Newsletter mit Mitteilungen israelischer Ministerien und Meldungen aus der israelischen Presse wird von der Botschaft des Staates Israel in Berlin/Abteilung Öffentlichkeitsarbeit zusammengestellt. Anmerkungen oder Fragen richten Sie bitte an: botschaft@israel.de

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Für weitere aktuelle Informationen aus Israel empfehlen wir Ihnen folgende Webseiten:
- Medienspiegel (Israelische Presse) der Deutschen Botschaft in Tel Aviv: http://www.germanemb.org.il/News-Media.asp
- Die Mitteilungen der Israelischen Verteidigungskräfte (eng.): http://www.idf.il/english/news/main.stm
- Newsletter des israelischen Außenministeriums (eng.): http://www.israel.org/mfa/go.asp?MFAH0dho0

© Botschaft des Staates Israel, 2002