Newsletter der Israelischen Botschaft in Berlin
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Dienstag, 19. November 2002

(1) AMRAM MITZNA OFFENBAR NEUER PARTEI-CHEF DER AVODA
(2) HINTERGRUND WAHLEN 2003 IN ISRAEL (TEIL 7): DIE "AVODA"
(3) IDF BESCHLAGNAHMEN DOKUMENTE DER PPSS IN GAZA
(4) DER KIBBUTZ HA′ON WIRD ZU EINER GEMEINSCHAFTSSIEDLUNG UMSTRUKTURIERT
(5) FUND NEUER SCHRIFTSTÜCKE BEI EIN GEDI AUS DER ZEIT BAR KOCHBAS
(6) DIE MEDIEN UND DER NAHE OSTEN: VORTRÄGE UND DISKUSSION
(7) HEUTE IM JAHRE X
(8) DAS WETTER IN ISRAEL
(9) WECHSELKURSE

 


(1) AMRAM MITZNA OFFENBAR NEUER PARTEI-CHEF DER AVODA
Die Mitglieder der Arbeiterpartei sind heute zur Wahl ihres Kandidaten zum Ministerpräsidenten für die allgemeinen Wahlen zur 16. Knesset am 28. Januar 2003 aufgerufen. Nach ersten Hochrechnungen führte Amram Mitzna, derzeitiger Bürgermeister der Stadt Haifa, mit ca. 53% deutlich vor seinen Rivalen Benjamin Ben-Elieser (ca. 35%) und Haim Ramon (ca. 11%, Angaben nach Ha′aretz).

Die Wahlbüros sind noch bis 21:00 Uhr geöffnet, die endgültigen Ergebnisse werden in der Nacht erwartet. Insgesamt gibt es 110.405 wahlberechtigte Mitglieder der sozialdemokratischen Partei.

Amram Mitzna, neuer Favorit der Partei, war in den Jahren der ersten sog. Intifada von 1987-1990 Kommandeur der IDF im Westjordanland. Gleichzeitig ist er seit einigen Jahren Bürgermeister derjenigen Stadt in Israel, die seit Jahrzehnten als das Vorbild der friedlichen jüdisch-arabsischen Koexistenz gilt, doch auf nationaler Ebene trat der Politiker erst seit August diesen Jahres deutlicher in Erscheinung. Bei einem Ausscheiden Haim Ramons aus dem Rennen könnte ihm eine eindeutige Mehrheit sicher sein. Allerdings ist das Motiv der Mitzna-Unterstützer nach verschiedenen Meinungen eher die Schwächung Ben-Eliesers, als die Anerkennung der Erfolge des beliebten Bürgermeisters aus Haifa. So ist denn auch die Hoffnung, er könne der Partei zu einem Wahlsieg im Januar verhelfen, eher gering: Umfragen (Dialogue Survey) ergaben, dass 30,2% der befragten Avoda-Anhänger keine Chance sehen, dass ihre Partei die Wahlen im neuen Jahr gewinnen könnten, 19,4% antworteten sogar "Sicher nicht". Nur 15% antworteten mit "ja", weitere 12,2% rechnen fest mit einem Wahlsieg.

Unterdessen gab Mitzna bekannt, sollte er die heutige Wahl gewinnen, werde er zu Versöhnung und Einheit innerhalb der Partei aufrufen: "Ich bin überzeugt, dass wir zusammenarbeiten werden. Wir wollen, dass unsere Partei in der Knesset wieder an Stärke gewinnt... wenn die Partei geeint ist und jeder ein wenig dazu beisteuert, können wir 30 Sitze erlangen. Sollten ihre Mitglieder aber unfähig sein, zusammenzuarbeiten, könnten wir auf 15 Mandate abrutschen oder sogar weniger."

Nach Einschätzungen sind die 110.000 Mitglieder der Arbeiterpartei eher "Linke" und "Tauben", die eine Koalition mit den arabischen Parteien, trotz deren zunehmend extremistischen Tendenzen, unterstützen würden. So befürwortet denn auch die Hälfte der Befragten einen Wahlkampf der Avoda im Rahmen eines breiten Zentrum-Links-Blockes. (Ha′aretz)

(2) HINTERGRUND WAHLEN 2003 IN ISRAEL (TEIL 7): DIE "AVODA"
Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei ("Avoda") entstand 1968 aus drei verschiedenen sozialistischen und sozialdemokratischen Vorläuferparteien: Ahduth Ha′avoda, Po′alei Zion und Rafi.

Die sozialistische Bewegung Ahduth Ha′avoda wurde bereits 1919 gegründet und ist eine Abkürzung für "Zionistisch-Sozialistische Gewerkschaft der Arbeiter des Landes Israel". 1930 einte sich die Union mit "Hapo′el Hatza′ir" ("Der Junge Arbeiter"). Gemeinsam gründeten sie "Mapai", eine Partei, die sich an sozialdemokratischen Ideen orientierte, marxistischen Vorstellungen wie der Regierung der Arbeiterklasse aber eine Absage erteilte und für den eher defensiven Weg der Yishuv-Verteidigung eintrat. Zu den zentralen Politikern dieser Partei gehört der erste Ministerpräsident und Gründer des Staates Israel, David Ben Gurion.

Zu den Zielen der Arbeiterpartei gehören die Erhaltung und Sicherung eines Jüdischen Demokratischen Staates mit einer grossen und stabilen jüdischen Mehrheit, gleichen Rechten für alle jüdischen und nicht-jüdischen Staatsbürger und ein vollständiger Abzug Israels aus dem Westjordanland und Gazastreifen. Zu den entscheidenden Ereignissen zählt in diesem Zusammenhang der israelisch-jordanische Friedensvertrag vom 26. Oktober 1994 und zahlreichen Friedensbemühungen und Abkommen während der frühen 90er Jahre (Rahmen von Madrid 1991, Prinzipienerklärung 1993, das Gaza-Jericho-Abkommen 1994 und das Interimsabkommen zwischen Israel und der PLO 1995) durch Yitzhak Rabin. Zu den herausragenden Wegweisern der Avoda gehörten Persönlichkeiten wie Levi Eshkol und Golda Meir oder der am Sonntag verstorbene frühere Aussenminister Abba Even Z′L.

Nach dem Scheitern der Friedensgespräche in den Jahren 2000 und 2001, in deren Verlauf PLO Chef Yasser Arafat die weitreichenden und historischen Angebote des damaligen Ministerpräsident Ehud Barak abgelehnt hatte, verlor die Arbeiterpartei die Mehrheit in der Knesset und bildete unter der Führung des Likud eine Koalition der Nationalen Einheit, die durch den geschlossenen Rücktritt der Minister der Arbeiterpartei vor wenigen Wochen zerbrach.

(3) IDF BESCHLAGNAHMEN DOKUMENTE DER PPSS IN GAZA
Esther Galia (Bild), Mutter von sieben Kindern aus Kochav HaShahar wurde am Montag Nachmittag von Terroristen auf der Allon Strasse, 15 km nordöstlich von Ramalla erschossen. Eine weitere Frau wurde leicht verletzt.

Am Wochenende rückten israelische Sicherheitskräfte mit Panzern, Hubschraubern und Bodentruppen zum Hauptquartier des Palästinensischen Präventiven Sicherheitsdienstes (PPSS) im Gaza Streifen vor. Dabei fanden die Soldaten Sprengstoffwerkstätten und Waffen, darunter Kassam Raketen. Die IDF beschlagnahmte zudem Dokumente, die erneut Aufschluss über den Zusammenhang zwischen dem Sicherheitsdienst der PA und palästinensischen Terrororganisationen wie der Hamas und dem Islamischen Jihad gibt. Beide bezichtigten sich der Anschläge der vergangenen Tage. Der Sicherheitsdienst der PA produziert nach Angaben der Sicherheitsbehörden Mörsergranaten, Sprengstoffkörper und Antipanzerraketen, und verteilt sie dann an die Terrorzellen des Islamischen Jihad, der Hamas und der Fatah.

Unterdessen startete die israelische Armee eine Militämassnahme in Hebron, mit dem Ziel, die Sicherheit der dort lebenden Israelis wiederherzustellen und die terroristische Infrastruktur zu zerstören. Dabei konnten 41 Palästinenser, darunter vier von Israel gesuchte Terroristen festgenommen werden. Am Dienstag abend hoben die IDF die Augangssperre in der Stadt für einige Stunden auf, um den Bewohnern den Kauf von Lebensmitteln zu ermöglichen. (Israelischer Rundfunk)

(4) DER KIBBUTZ HA′ON WIRD ZU EINER GEMEINSCHAFTSSIEDLUNG UMSTRUKTURIERT
Der Kibbuz Ha′on am Ufer des Sees Genezareth wird schon bald zu einer Gemeinschaftssiedlung umstrukturiert. Der Kibbuz, der vor 50 Jahren gegründet wurde, hat heute nur noch 67 Mitglieder. Entgegen der gewöhnlichen Regeln der Kibbutzbewegung erhalten auch diejenigen Mitglieder des Kibbutzes bereits seit einiger Zeit ein monatliches Einkommen, die nicht im Kubbutz selbst arbeiten, sondern ausserhalb einen Arbeitsplatz gefunden haben. Vor zwei Jahren wurde eine Kommission einberufen, die den Kibbuz verwaltet.

Die von der Regierung einberufene Kommission, zu der Vertreter des Finanzministeriums, aber auch die Leitung für israelische Ländereien und weitere Büros gehören, wird in anderthalb Monaten eine Empfehlungen einreichen, die die Umstrukturierung des Kollektivs zu einer Gemeinschaftssiedlung, bestehend aus 300 Einfamilienhäusern, vorsieht.

Die israelischen Kibbutzim leiden schon seit einigen Jahren unter starker Abwanderung. Der Kibbutz hat seinen Ursprung in der Zeit der Zweiten Einwanderungswelle im späten 19. Jahrhundert und leistete einen entscheidenden Beitrag zum Aufbau des Staates Israel, sowohl im gesellschaftlichen, pädagogischen, ökonomischen, landwirtschaftlichen und politischen Bereich. (Ma′ariv)

(5) FUND NEUER SCHRIFTSTÜCKE BEI EIN GEDI AUS DER ZEIT BAR KOCHBAS
Neue Funde aus der Zeit des Aufstands Bar Kochbas wurden in der vergangenen Woche in einer Höhle des Naturschutzgebietes bei Ein Gedi gemacht. Die Höhle war aufgrund der markanten Steilwände nur schwer zugänglich. Die Entzifferung der Schriftstücke könnte neues Licht auf den Aufstand Bar Kochbas werfen.

Zu den Texten gehören zwei Papyri, 11 seltene Münzen aus den Tagen des Aufstandes Bar Kochbas, ein Dutzend Holzpfeile, einige Webstoffe und weitere Stücke. Die Einzelteile wurden zur weiteren Untersuchung und Auswertung ins Labor des Israel Museums in Jerusalem gebracht. Über den Aufstand Bar Kochbas (132 - 135 n.Chr.) liegen bislang nur spärlich historische Informationen vor. Ein Teil der Münzen weist eine hebräische Inschrift auf, die den Namen des jüdischen Aufstandsanführers, Shimon Bar Kochba, trägt. Unmittelbarer Anlass für den Aufstand war die Gründung der römischen Kolonie Aelia Capitolina anstelle Jerusalems. 135 richteten die Römer ein grosses Blutbad unter den Aufständischen an, nur wenige konnten sich in die Höhlen am Toten Meer und Ein Gedi flüchten.

Dr. Zvika Zok, Archäologe der Behörde für Natur- und Landschaftsbau, teilte mit, dass die Entdeckung wichtige historische Details zur Geschichte der 1300 Jahre andauernden, jüdischen Siedlung in Ein Gedi (7. Jh v.u.Z. bis 6. Jh. u.Z.) zugänglich machen könnte. (Ma′ariv)

(6) DIE MEDIEN UND DER NAHE OSTEN: VORTRÄGE UND DISKUSSION
Zu dem brisanten Thema "Nahostberichterstattung" finden in der kommenden Woche zwei Veranstaltungen in Frankfurt und Köln mit dem n-tv -Nahostkorrespondenten, Herrn Ulrich W. Sahm, statt:

Frankfurt: Montag, 25. November 2002, 20:00 Uhr, in den Räumen der B′nai Brith Loge, Liebigstrasse 24, Frankfurt am Main. Veranstalter sind die WIZO, The Women′s International Zionist Organisation, und die B′nai B′rith Loge in Frankfurt. Ulrich W. Sahm ist seit 1977 Nahost-Korrespondent deutscher Zeitungen, Rundfunksender und des Fernsehsenders n-tv. Sahm studierte ab 1970 an der Hebräischen Universität in Jerusalem, ist mit der israelischen Fotografin Varda Pollak-Sahm verheiratet, hat eine Tochter und lebt mit seiner Familie in Jerusalem.

Köln: Dienstag, 26. November 2002, 19:30 Uhr, in der Judaica der Synagogen-Gemeinde Köln, Roonstrasse 50, Köln. Neben Ulrich Sahm wird in Köln auch Herr Sacha Stawski, Gründer der Gruppe Honestly-Concerned, Gastredner sein. Honestly-Concerned ist eine Bürgerinitiaive, die sich gegen Antisemitismus und für eine ausgewogenene Nahostberichterstattung einsetzt (http://www.honestly-concerned.org/). Veranstalterin ist die B′nai B′rith Rheinlandloge.

(7) HEUTE IM JAHRE X
19. November 1977: Der ägyptische Staatspräsident Anwar Sadat tritt seinen historischen Besuch nach Jerusalem an. Dieser mutige Schritt Sadats führte zwei Jahre später zu einem Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten, der neben der Anerkennung des Staates Israel durch die arabische Republik, der Aufnahme diplomatischer Beziehungen und der Rückgabe des Sinai durch Israel auch eine Reihe von Vereinbarungen über die kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit vorsah. (http://info.jpost.com/1999/Supplements/JewishHistory/today.cgi)

(8) DAS WETTER IN ISRAEL
Die Vorhersage: Heiter und trocken, mit Temperaturen über dem Durschnitt

Jerusalem: 12-20°C
Tel-Aviv: 15-28°C
Haifa: 15-28°C
Am Toten Meer: 23-30°C
Eilat: 18-30°C

(9) Wechselkurse
1 € - 4,700 NIS (+0,37%)
1 £ - 7,372 NIS (+0,12%)
1 $ - 4,669 NIS (+0,11%!)
(Israel Bank, 18.11.02)

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Dieser Newsletter mit Mitteilungen israelischer Ministerien und Meldungen aus der israelischen Presse wird von der Botschaft des Staates Israel in Berlin/Abteilung Öffentlichkeitsarbeit zusammengestellt. Anmerkungen oder Fragen richten Sie bitte an: botschaft@israel.de

- An- und Abmeldung unter http://liste.israel.de/mailing/ -

Für weitere aktuelle Informationen aus Israel empfehlen wir Ihnen folgende Webseiten:
- Medienspiegel (Israelische Presse) der Deutschen Botschaft in Tel Aviv: http://www.germanemb.org.il/News-Media.asp
- Die Mitteilungen der Israelischen Verteidigungskräfte (eng.): http://www.idf.il/english/news/main.stm
- Newsletter des israelischen Außenministeriums (eng.): http://www.israel.org/mfa/go.asp?MFAH0dho0

© Botschaft des Staates Israel, 2002