Newsletter der Israelischen Botschaft in Berlin
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Dienstag, 22. Oktober 2002

*14 TOTE UND 50 VERLETZTE BEI SELBSTMORDANSCHLAG DES ISLAMISCHEN JIHAD
*SPUR DES ANSCHLAGS FÜHRT NACH JENIN
*INTERNATIONALE REAKTIONEN AUF DEN SELBSTMORDANSCHLAG
*IDF VERHINDERN ÜBERFALL AUF KFAR DAROM
*GESPRÄCHE FM PERES′ MIT VERTRETERN DES ASSOZIIERUNGSRATS IN LUXEMBOURG
*INTERVIEW MIT ISRAELS BOTSCHAFTER SHIMON STEIN
*NOSTALGIETREFFEN FÜR VOLONTÄRE IN ISRAELISCHEN KIBBUZIM
*HEUTE IM JAHRE X
*DAS WETTER IN ISRAEL
*WECHSELKURSE

 


*14 TOTE UND 50 VERLETZTE BEI SELBSTMORDANSCHLAG DES ISLAMISCHEN JIHAD
14 Menschen wurden gestern nachmittag getötet und 50 verletzt, sechs davon schwer, als eine Autobombe mit 100 kg Sprengstoff in der Nähe eines Busses der Linie 841 von Kiryath Shmona nach Tel Aviv detonierte. Der Bus befand sich gerade auf der Landstrasse 65 im Wadi Ara in Richtung Hadera an der Karkur Kreuzung bei Pardes Hanna.

Sechs der vierzehn Opfer wurden bereits identifiziert:
- Ofra Burger, 56, aus Hod Hasharon
- Obergfreite Ilona Hanukayev, 20, aus Hadera
- Iris Lavi, 68, aus Netanya
- Oberstabsfeldwebel der Res. Eliezer Moskovitch, 40, aus Petah Tikva
- Oberfeldwebel Nir Nahum, 20, aus dem galiläischen Ort Carmi'el
- Oberfeldwebel Ayman Sharuf, 20, aus dem drusischen Dorf Ussfiyeh

Die palästinensische Terrororganisation Islamischer Jihad übernahm die Verantwortung für die Tat.

Die Verletzten wurden sofort auf die beiden Krankenhäuser Hillel Jaffe Hospital im nahe gelegenen Hadera und das Ha′emek Hospital in Afula verteilt. Nach Armeeangaben befinden sich unter den Verletzten des vollbesetzten Busses auch 15 Soldaten.

Nach vorläufigen Angaben der Polizei zerfetzte den Linienbus ein überholender PKW, der neben dem an einer Haltestelle wartenden Busses explodierte. In dem Jeep sollen sich zwei Attentäter befunden haben. Die meisten der verletzten Fahrgäste saßen im hinteren Teil des Busses.

Die israelische Polizei erhöhte heute die Zahl der Polizeibeamten entlang der betroffenen Landstrasse. So sollen in Zukunft zwei Polizisten an jeder Haltestelle, die sich in der Nähe jüdischer Gemeinden entlang der Landstrasse befinden, Stellung beziehen.

Der Vorfall steht in einer Reihe weiterer Anschläge, die die jüngsten Friedensbemühungen (Räumung illegaler Siedlungen, Truppenabzug der IDF, Diplomatische Bemühungen auf mehreren Ebenen) überschatten. Das letzte Attentat auf israelische Zivilsten geschah am 10. Oktober bei Tel Aviv. Am 19. September wurden in der Allenby Strasse im Herzen Tel Avivs sechs Menschen getötet und 50 verletzt. (Ha′aretz)

*SPUR DES ANSCHLAGS FÜHRT NACH JENIN
Nach ersten Einschätzungen des israelischen Militärs wurde der Anschlag möglicherweise durch die Terrorzelle des Islamischen Jihads in der Terror-Hochburg Jenins organisiert. Der derzeitige Anführer der Gruppe soll nach Armeeangaben zur Zeit der von Israel gesuchte Iyad Sawalhe mit seinem neuesten Decknamen "Techniker" sein. Sawalhe ist als Sprengstoffexperte bekannt und Anführer eines Terror-Netzwerkes, das sich bereits verschiedener Anschläge bezichtigte.

Zu ihnen zählt auch der Selbstmordanschlag auf die ebenfalls im Norden des Landes gelegene Megiddo Kreuzung im Juni diesen Jahres. Der Anschlag, bei dem 17 Menschen ums Leben kamen, wurde ebenso durch die Detonation eines passierenden Wagens ausgelöst.

Bei einem weiteren Vorfall Anfang September versuchte Sawalhe einen Wagen mit mehreren hundert Kilogramm Sprengstoff von Jenin zum Wadi Ara, wo der gestrige Anschlag geschah, zu schmuggeln, konnte jedoch damals von einem Grenzpolizisten verhindert werden.

Ron Rattner, ein Sprecher der Verkehrsgesellschaft "Egged", sagte, zu den bereits bestehenden Sicherheitsvorkehrungen würden nun auch Sicherheitsbeamte in separaten PKWs die Linienbusse der betroffenen Strecke begleiten, um mögliche Autobomben rechtzeitig aufzuspüren. (Ha′aretz)

*INTERNATIONALE REAKTIONEN AUF DEN SELBSTMORDANSCHLAG
Die US Regierung verurteilte den Anschlag, sagte aber, der Vorfall werde nicht die neuesten Friedensbemühungen beeinflussen: "Der Präsident verurteilt den jüngsten Anschlag in Israel. Er ruft aufs Neue in Erinnerung, wie wichtig der Versuch ist, den Frieden zu suchen und Terror zu stoppen", so der Sprecher des Weissen Hauses Ari Fleischer.

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen Kofi Annan verurteilte den Anschlag und rief die palästinensischen Organisationen auf, alle Gewaltakte zu beenden. Ein Sprecher der VN überbrachte "sein tief empfundenes Beileid für die Familien der Opfer und für die Regierung Israels".

Bundesaussenminister Joseph Fischer verurteilte den "sinnlosen wie grausamen Akt auf das Schärfste", der "Kreislauf der Gewalt" müsse durchbrochen und die "Kräfte des Friedens auf beiden Seiten, trotz erneuter schrecklicher Gewalt die Kraft für einen politischen Weg aus dem Konflikt" aufbringen.

Aussenminister Shimon Peres sagte am Montag kurz nach dem Anschlag in Luxembourg: "Wir wissen, dass es vielleicht unmöglich ist, alle Terrorakte zu verhindern, aber das mindeste, das wir erwarten, ist, dass die Palästinenser wirklich einen Willen zeigen, sie zu beenden, selbst wenn sie sie nicht organisierten." Weiter sagte er: "Wir haben nicht den Eindruck, dass die Palästinenser... alle ihnen zur Verfügung stehenden Kräfte (nutzen), nämlich 30000 oder 40000 Polizisten, wenigstens für den Versuch, sie zu verhindern... Nicht nur Menschen werden getötet, sondern der Friedensprozess wird gefährdet."

Auch PLO Chef Yasser Arafat verurteilte den Anschlag: "Sie wissen, dass die Entscheidung der palästinensischen Führung ist, gegen Anschläge auf palästinensische und israelische Zivilsten zu sein."

Nach Jerusalemer Angaben vom Dienstag heisst es, Israel werde gezielt auf den Selbstmordanschlag vom Montag reagieren, Ort und Zeitpunkt werde so ausgewählt, dass es mit den Zielen Israels übereinstimme. (Ha′aretz)

*IDF VERHINDERN ÜBERFALL AUF KFAR DAROM
Nach Angaben des israelischen Radiosenders Qol Israel töteten die israelischen Verteidigungskräfte IDF zwei palästinensische Terroristen am Montag bei dem Versuch, in das jüdische Dorf Kfar Darom im Gaza Streifen einzudringen. Zur gleichen Zeit eröffneten Palästinenser das Feuer auf IDF Soldaten, die im Balata Flüchtlingslager in der Nähe von Nablus im Westjordanland und in Gush Katif im Gaza Streifen stationiert sind. Nach weiteren Berichten zerstörten Einheiten der IDF das Haus des zum Islamischen Jihad gehörigen Terroristen Rafik Sharif Rob im Dorf Katbia südlich Jenins. Rob war für die Ausführung eines Anschlages in Neveh Sha′anan im vergangenen Jahr verantwortlich.
(Sprecher des Aussenministeriums)

*GESPRÄCHE FM PERES′ MIT VERTRETERN DES ASSOZIIERUNGSRATS IN LUXEMBOURG
FM Peres traf sich am Montag erneut mit Vertretern des Europäischen Assoziierungsrats in Luxembourg, um die Verhandlungen der vergangenen Tage fortzusetzen. An dem Treffen nahmen die Aussenminister Dänemarks, Irlands, der Niederlanden, Luxembourgs und Finnlands, der britische, spanische und griechische Minister für Europäische Angelegenheiten und der Hohe Beauftragte für die gemeinsame Aussen- und Sicherheitspolitik Javier Solana und der EU Kommissar Chris Patten teil.

Während des Treffens stimmten die Europäer für die kommenden Monate intensiven Gesprächen auf professionellem Niveau zwischen den Behörden auf beiden Seiten zu.

Ausserdem forderte Peres die Vertreter auf, eine Vereinbarung zu unterzeichnen, nach der die Steuerfreiheit israelischer Agrarprodukte gewährleistet wird, die ca. 10% des israelischen Exports in die EU ausmachen.

Weiter drängte der Aussenminister auf eine zügige Umsetzung des sechsten Abkommens über die Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung zwischen Israel und der EU. Im Rahmen der vorhergehenden Vereinbarung konnten 500 israelische Projekte im Wert von über 150 Mill. Euro umgesetzt werden.

In Hinblick auf den Iran rief Peres die Verhandlungspartner dazu auf, im Zusammenhang ihrer Wirtschafts- und Handelsgespräche mit dem Iran mehr Druck auf den Staat auszuüben und von seiner Unterstützung der Hizbullah im libanesischem Staatsgebiet abzubringen.

In den Gesprächen betonte FM Peres, Israel stimme mit dem Plan der amerikanischen Regierung mit dem Ziel zweier Staaten für zwei Völker, die gemeinsam in Frieden, Sicherheit und anerkannten Grenzen leben, überein.

Israel sei bemüht, die humanitäre Lage in den Gebieten zu verbessern; die israelische Regierung werde den wirtschaftlichen Abkommen und Richtlinien, die auch die sofortige Einstellung des weiteren Siedlungsbaus beinhalte, Folge leisten.

Im Zusammenhang der gewalttätigen Auseinandersetzungen bei der Räumung von Siedlungen während der letzten Tage fügte Peres hinzu, Israel werde die eingefrorenen Zoll- und Steuereinnahmen unter der Voraussetzung an die PA auszahlen, dass sie nicht an Terroristen weitergeleitet würden.

Peres verteidigte auch die israelischen Verteidigungskräfte und erklärte, sie leisteten eine schwierige und gefährliche Aufgabe unter unmöglichen Umständen. Soldaten nähmen erhebliche persönliche Risiken auf sich und täten ihr Bestes, um zivile Opfer zu schützen.

Gegenüber PM Jean Claude Juncker und FM Lydie Polfer sagte Peres am Ende des Treffens, jedes Abschweifen der übereinstimmenden Position der Vereinigten Staaten und der Europäischen Union bezüglich der Palästinenser führe zu einer Vertiefung des Konlikts, dagegen leiste jede Verständigung und Zusammenarbeit einen Beitrag zum Frieden. (Mitteilung des Aussenministeriums)

*INTERVIEW MIT ISRAELS BOTSCHAFTER SHIMON STEIN
Über die Lage in Israel und die Verantwortung der EU im Nahost-Konflikt sprach Shimon Stein anlässlich der Eröffnung der israelischen Kulturtage in Erfurt am Montag mit Evi Keil von der Thüringer Allgemeinen:

Wie haben Sie und die Menschen in Israel auf die Entmachtung von FDP-Landeschef Möllemann reagiert?

Ein israelischer Botschafter nimmt dazu nicht Stellung. Dieses Flugblatt von Herrn Möllemann bezog sich aber auch auf Premier Scharon, dem ja nicht zum ersten Mal Schuld zugeschoben wurde für das Schüren von Antisemitismus. Das können wir nicht akzeptieren. Die FDP hat sich jedoch klar distanziert. Wir verfolgen natürlich mit großem Bedauern antisemitische Erscheinungen, die Israelis und die Juden in Deutschland als Zielscheibe haben. Ich bin allerdings zuversichtlich, so etwas ist nicht konsensfähig.

Wie kann man in Nahost einen Friedensplan realisieren angesichts der chaotischen Verhältnisse um Arafat?

Für Ministerpräsident Scharon geht es wie auch für die USA um die Sicherheitslage in den Gebieten, die der Autonomie-Behörde unterstellt sind. Und dort herrscht zurzeit Chaos. Unzählige bewaffnete Milizen laufen herum und jeder nimmt für sich das Gewaltmonopol in Anspruch. Das schreckliche jüngste Selbstmordattentat, durch das wieder unschuldige israelische Zivilisten das Leben verloren haben, ist leider ein zusätzlicher Beweis dafür, dass in dieser Lage nichts anderes übrig bleibt, als alleine für Sicherheit zu sorgen - zumindest solange es keinen Partner gibt, der mit uns gemeinsam den Terror bekämpft. Denn der ist auch eine Bedrohung für die palästinensische Gesellschaft.

US-Präsident Bush hat Israel aufgefordert, die Lage der Palästinenser zu verbessern. Kann und darf die EU mithelfen?

Die Lebensbedingungen für die Palästinenser müssen unbedingt verbessert werden. Vorgesehen ist bei uns, eine immer größere Zahl von ihnen wieder auf dem israelischen Arbeitsmarkt zuzulassen. Heute haben schon rund 25 000 die Genehmigung, in Israel zu arbeiten. Aber das alles hängt von der Sicherheitslage ab. Wir sind der Auffassung, dass auch der EU eine große Rolle bei der Verbesserung der Lebensbedingungen vor Ort zukommt - auch wenn es zwischen uns und der Europäischen Union Meinungsunterschiede gibt. (Thüringer Allgemeine)

*NOSTALGIETREFFEN FÜR VOLONTÄRE IN ISRAELISCHEN KIBBUZIM
Tausende Volontäre aus dem Ausland, die seit 1948 in israelischen Kibbuzim tätig waren, werden zu "Nostalgie-Treffen" erwartet, die vom Gästeverband der Kibbuzim in Israel veranstaltet werden. Das erste Treffen wird im Mai 2003 stattfinden.

Beim Besuch der ehemaligen Volontäre sollen auch deren Kinder an den Erlebnissen und Erinnerungen teilhaben. Auf dem Programm stehen u.a. ein Besuch im Wald "Uri", eine Sonderveranstaltung auf Massada und ein israelischer Folkloreabend. Ausserdem sind Besuche in Yad Vashem, verschiedenen Museen, sowie Ausflüge in Naturschutzgebiete geplant.

Die Leiter des Verbandes versprechen ein einzigartiges und spannendes Treffen für Jung und Alt. In den vergangenen 54 Jahren hielten sich ca. 400.000 Volontäre in etwa 200 verschiedenen, über das ganze Land verteilten Kibbuzim auf. (Hatsofeh)

*HEUTE IM JAHRE X
1973: Während des Yom Kippur Krieges gewinnen israelische Spezialeinheiten den Hermon zurück und erreichen einen sofortigen Waffenstillstand mit Syrien. (The Jerusalem Post)

http://info.jpost.com/1999/Supplements/JewishHistory/today.cgi

*DAS WETTER IN ISRAEL
Die Vorhersage: Heiter bis wolkig, Temperaturanstieg

Jerusalem: 18-23°C
Tel-Aviv: 21-26°C
Haifa: 20-25°C
Am Toten Meer: 24-30°C
Eilat: 23-32°C

*WECHSELKURSE
1 € - 4,620 NIS (-0,24%)
1 £ - 7,340 NIS (-0,47%)
1 $ - 4,745 NIS (-0,36%)
(Quelle: Israel Bank)


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Dieser Newsletter mit Mitteilungen israelischer Ministerien und Meldungen aus der israelischen Presse wird von der Botschaft des Staates Israel in Berlin/Abteilung Öffentlichkeitsarbeit zusammengestellt. Anmerkungen oder Fragen richten Sie bitte an: botschaft@israel.de

- An- und Abmeldung unter http://liste.israel.de/mailing/ -

Für weitere aktuelle Informationen aus Israel empfehlen wir Ihnen folgende Webseiten:
- Medienspiegel (Israelische Presse) der Deutschen Botschaft in Tel Aviv: http://www.germanemb.org.il/News-Media.asp
- Die Mitteilungen der Israelischen Verteidigungskräfte (eng.): http://www.idf.il/english/news/main.stm
- Newsletter des israelischen Außenministeriums (eng.): http://www.israel.org/mfa/go.asp?MFAH0dho0

© Botschaft des Staates Israel, 2002