Newsletter der Israelischen Botschaft in Berlin

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Freitag, 8. Februar 2002

 

REAKTION AUF HAMRA-ANSCHLAG/SUCHE NACH WEITEREN TÄTERN GEHT WEITER
BEN-ELIEZER: BEDROHUNG AUS IRAK
KOMMENTAR
WIRTSCHAFT
KURZMELDUNGEN

REAKTION AUF HAMRA-ANSCHLAG/SUCHE NACH WEITEREN TÄTERN GEHT WEITER

Nach Angaben des Pressebüros der Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) hat die IDF gestern abend die Büros des palästinensischen Sicherheitsdienstes in Nablus angegriffen. Heute gingen die Aktionen weiter. Am Stadtrand von Nablus nahm die IDF Kontrollstellungen ein. Viele Anschläge der jüngsten Zeit wurden hier geplant, auch der Attentäter des Anschlags in Hamra am 6.2. stammte aus Nablus. Die "Kassam"-Raketen, deren Transport aufgehalten werden konnte, wurden in Nablus hergestellt. Die IDF betonte, dass es Absicht der IDF sei, der palästinensischen Bevölkerung die Situation so leicht wie möglich zu machen, dass diese Aktion jedoch notwendig ist, weil die Palästinensische Autonomiebehörde nichts dagegen unternimmt, dass Terroristen und Kriegsmittel hier ihren Ausgang nehmen.

HA’ARETZ berichtet, dass die Hamas gestern die Verantwortung für den Anschlag in Hamra übernahm, obwohl deren Website den Anschlag zunächst den Al-Aqsa Brigaden der Fatah zugerechnet hatte. Der Täter Zaid al-Halili aus Nablus war von einem Jahr aus einem palästinensischen Gefängnis entlassen worden.

Die JERUSALEM POST berichtet, dass die IDF eine Ausgangssperre über drei Dörfer im Jordantal verhängt hat und die Gegend nach ein oder zwei Komplizen des Attentäters von Hamra durchsucht. Brigadegeneral Udi Shani, Kommandeur der Division im Jordantal, kündigte an, dass der Vorfall noch nicht beendet wäre. Die JERUSALEM POST zitiert Shani mit den Worten "Nur ein Terrorist drang in Hamra ein, aber Spuren zeigen, dass es mindestens zwei gab." "Der Vorfall ist noch nicht beendet. Wir suchen noch nach Spuren einer Gruppe von vermutlich ein oder zwei Personen. Einer drang in die Ortschaft ein, der andere oder die anderen sind irgendwo in der Umgebung und nach ihnen wird gesucht."

 

BEN-ELIEZER: BEDROHUNG AUS IRAK

Verteidigungsminister Benjamin Ben-Eliezer hat gestern US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld mitgeteilt, dass falls der Irak nach einer amerikanischen Aktion Israel angreifen sollte, "eine Wirklichkeit entstehen könne, die Israel in eine Position bringt, in der es antworten muss". Wie HA’ARETZ berichtet, war bei dem gestrigen Treffen von Ben-Eliezer und Rumsfeld im Pentagon der Irak einer der Schwerpunkte des Gesprächs gewesen. Ben Eliezer erwartet demnach, dass Israel eins der ersten Ziele einer irakischen Vergeltung auf einen amerikanischen Angriff sein könnte, und die Gefahr eines Angriffs mit chemischen oder biologischen Waffen bestehe - nicht nur mit konventionellen Waffen wie im Golfkrieg von 1991. (s. http://www.haaretzdaily.com/hasen/pages/ShArt.jhtml?itemNo=127364&contrassID=2&subContrassID=1&sbSubContrassID=0

 

KOMMENTAR

Kommentar von Yoel Marcus (HA’ARETZ) zum Brief der Reserveoffiziere:
http://www.nahost-politik.de/israel/verweigerung.htm

 

WIRTSCHAFT

Der Medienspiegel der Deutschen Botschaft Tel Aviv fasst den Artikel "Auf der Zielscheibe-Deutschland" im GLOBES zusammen:

Deutschland ist einer der größten Exportmärkte Israels. In der zweiten Hälfte von 2001 belief sich der Umfang des Exports nach Deutschland auf 700 Millionen Dollar. Der Import aus Deutschland belief sich auf 1,27 Milliarden Dollar.

Um bei der Aufnahme geschäftlicher Beziehungen zu Deutschland Erfolg zu haben, schlägt Jochanan Bi-Lev, der Generaldirektor der israelisch-deutschen Handelskammer, zehn Grundregeln für das Verhalten in der deutschen Geschäftswelt vor. "Das genügt zwar nicht, um erfolgreiche Geschäfte zu führen," sagt er, "aber wer diese Grundregeln nicht beachtet, der wird mit Sicherheit keinen Erfolg haben."

- Glaubwürdigkeit
Die Deutschen neigen nicht dazu, zu übertreiben und Märchen zu erzählen, um potentielle Geschäftspartner zu beeindrucken. Deshalb muss man, um Kontakt mit ihnen herzustellen, Glaubwürdigkeit ausstrahlen und keine Erfolgsstorys zum Besten geben. Der deutsche Gesprächspartner nimmt jedes Wort völlig ernst, und es wird ihn keinesfalls freuen (gelinde gesagt), wenn es sich später herausstellen sollte, dass er Übertreibungen für bare Münze genommen hat.

- Transparenz
Bei der Preispolitik sollte man klar und exakt sein. Gewinne sind für den deutschen Geschäftsmann ein legitimes Thema, er möchte jedoch die Politik der Gesellschaft, mit der er Geschäfte macht, kennenlernen und wird Transparenz sehr schätzen.

- Professionalität
Professioneller Stolz und Respekt sind bei Geschäftsbeziehungen wichtig und grundlegend. Improvisierte Lösungen sind in großem Maße eine israelische Erfindung. Deshalb muss man Professionalität demonstrieren.

- Die Fähigkeit zuzuhören
Das Leben im nahöstlichen Hexenkessel läßt uns manchmal vergessen, dass Israel nicht unbedingt "der Nabel der Geschäftswelt" ist. Deshalb sollte man dem deutschen Geschäftsmann zwar sagen, was gesagt werden muss, aber es wäre sehr, sehr wünschenswert, dass man ihm auch aufmerksam und geduldig zuhört. Ungeduld bringt bei Geschäften mit Deutschen nichts.

- Kumpelhaftigkeit
Die israelische Mentalität erscheint dem Durchschnittseuropäer exotisch, mit allen Vor- und Nachteilen. Ein Gespräch mit freundschaftlichem Charakter ist positiv, und es sollte auch durchaus stattfinden, wenn man Geschäfte macht. Ein deutscher Geschäftsmann braucht jedoch Zeit, um sich seinem Gesprächspartner zu nähern. Man sollte daran denken, dass in Deutschland, wie auch in einigen anderen europäischen Staaten, eine Person, die kein persönlicher Bekannter ist, mit "Sie" angesprochen wird. Erst nach längerer Bekanntschaft, und nachdem der ältere Partner es anbietet, wird zu dem persönlicheren "Du" übergegangen.

Deshalb sollte der Kontakt formell begonnen werden, und erst nach einem ersten Auftauen der Beziehungen dürfen einige Anzeichen der israelischen Kumpelhaftigkeit zum Vorschein kommen. Man sollte dennoch Takt bewahren, Schläge auf die Schulter vermeiden (unbedingt!) und auch auf Fragen bezüglich des familiären Bereichs verzichten (wie viele Kinder, was macht die Frau etc.)

- Kontinuierliche Kommunikation
In Deutschland ist es üblich, während der Kontakte eine laufende Korrespondenz zu führen, auch wenn es keine neuen Informationen oder Entwicklungen gibt. Man sollte nicht für längere Zeit verschwinden, sondern stattdessen hin und wieder ein Fax oder eine E-Mail schicken und über den Stand der Dinge berichten.

- Genaue Terminpläne
Präzision und Einhaltung von Terminplänen sind grundlegende Werte in der deutschen Gesellschaft im Allgemeinen und in der deutschen Geschäftswelt im Einzelnen. Ein Jekke bleibt ein Jekke, das ist allgemein bekannt. Und deshalb sollten Lieferungszeiten nur festgesetzt werden, wenn es absolut sicher ist, dass sie auch eingehalten werden können. Entgegen der allgemeinen Meinung wird sich ein Deutscher freuen, wenn es sich herausstellt, dass eine Arbeit schneller abgeschlossen werden konnte, als ursprünglich geplant. Die Einhaltung der Terminpläne ist bei Geschäften mit Deutschen ein Muss.

- Der Aufbau von Beziehungen
Man muss zu einer langfristigen Denkungsweise übergehen. Die Deutschen haben Geduld, und sie bereit, ein wenig auf den Erfolg zu warten. Jede Geschäftsverbindung mit ihnen ist von vorneherein auf lange Frist geplant. Ausdauer, Geduld und das Vermeiden von Abkürzungen sind integrale Bestandteile der deutschen Geschäftskultur.

- Historische Sensibilität
Die gemeinsame Geschichte der beiden Völker schwebt immer wie eine dunkle Wolke über den Kontakten und Beziehungen zwischen Deutschen und Israelis. Beide Seiten haben Vorurteile, und somit auch Ängste. Dies charakterisiert die komplexe und sensible Struktur der Beziehungen, und darin unterscheiden sie sich von den Beziehungen zu anderen Staaten. Deshalb ist ein gesundes Maß an Sensibilität und Bewußtsein dafür erforderlich, dass die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit für die Deutschen schwierig ist, genauso wie für die Israelis. Bei diesem Thema ist also Sensibilität angesagt.

- Ein letzter Tip
Last not least (nur für Männer): Die Krawatte. Es ist immer gut, noch eine dabei zu haben.

 

KURZMELDUNGEN

* Ein US-Gericht hat $ 183 der Familie von Ira Weinstein zugesprochen. Der amerikanische Israeli kam beim Terroranschlag eines Selbstmordattentäters am 25.2.1996 in Jerusalem ums Leben. Weinsteins Angehörige verklagten iranische Minister als Financiers und Trainer von Hassan Salame, der den Anschlag plante. (Bericht in Jerusalem Post: http://www.jpost.com/Editions/2002/02/08/News/News.43100.html)

* Peace Now und andere Gruppen des linken Flügels planen im Rahmen ihrer neuen Kampagne eine Reihe von politischen Aktionen, die mit einer Demonstration in Tel Aviv am Abend des kommenden Samstag beginnen, wie die JERUSALEM POST berichtet.

* Der Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft, Rudi Völler, hat gestern die 26 köpfige Gruppe für das Freundschaftsspiel gegen Israel am nächsten Mittwoch bekannt gegeben. Wie HA’ARETZ berichtet, hat Völler bekräftigt, dass Deutschland das Spiel sehr ernst nehmen würde, obwohl es ein Freundschaftsspiel ist. Deutschland und Israel haben schon zwei Mal gegeneinander gespielt. Beide Spiele fanden in Tel Aviv statt. 1987 gewann Deutschland 2:0 und 1997 1:0.

* Israel "Mister Basketball" verstorben

Am Mittwoch ist Yehoshua Rozin, Israel berühmtester Basketball-Trainer, im Alter von 83 Jahren gestorben, wie HA’ARETZ berichtete. Sein Spitzname war "Mr. Basketball". Rozin war in den 20er Jahren aus Ägypten nach Israel eingewandert und begann beinahe sofort mit der Arbeit als Trainer. Er war daran beteiligt, Maccabi Tel Avi in die vorderste Reihe des europäischen Basketballs zu bringen und entdeckte viele junge Talente. 1999 hatte Rozin für seinen Beitrag zur Förderung des Sports in Israel den Israel-Preis erhalten.

 

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Für weitere aktuelle Informationen aus Israel empfehlen wir Ihnen folgende Webseiten:

- Medienspiegel der Deutschen Botschaft in Tel Aviv.

- Newsletter des israelischen Außenministeriums (Sie haben die Möglichkeit, die Bereiche auszuwählen, zu denen Sie informiert werden möchten).

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Dieser Newsletter mit Mitteilungen israelischer Ministerien und Meldungen aus der israelischen Presse wird von der Botschaft des Staates Israel in Berlin/Abteilung Öffentlichkeitsarbeit zusammengestellt. Anmerkungen oder Fragen richten Sie bitte an: botschaft@israel.de.